Chronik der Gemeinde Sankt Ludwig

Die Gründung der Pfarrgemeinde und der Bau der Kirche Sankt Ludwig fallen in die Entstehungszeit von „Groß-Berlin“ gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Die Reichsgründung mit Berlin als Hauptstadt und der industrielle Aufschwung ließen viele tausend Arbeitsuchende aus Schlesien, Ostpreußen, Westfalen, dem Rheinland und Süddeutschland nach Berlin strömen.

Die Stadt brauchte mehr Kirchen, und der Weg der Wilmersdorfer bis zu ihrer zuständigen Pfarrkirche Herz Jesu in Charlottenburg war weit. Ludwig Windthorst, Oppositionsführer der Zentrumspartei im Deutschen Reichstag, setzte sich besonders für den Bau einer neuen Kirche auf dem damaligen Straßburger Platz in Wilmersdorf ein.

Am 29. Juni 1897 – zum Hochfest Peter und Paul – wurde unsere Kirche festlich eingeweiht. Als Kirchenpatron hatte sich die Gemeinde den heiligen König Ludwig IX. von Frankreich (1214-70) erbeten. Dieser heilige König verbindet unsere Kirchengemeinde auch mit dem Bezirk Wilmersdorf.

Äußeres Zeichen dafür ist die französische Lilie, die Lilie der Bourbonen, die sich überall in St. Ludwig finden läßt. Ludwig IX. führte sie dreifach in seinem Wappen. Eine Legende erzählt, daß er seinen mit Lilien verzierten Schild einem Ritter aus dem Geschlecht derer von Wilmerstorff für seine besonderen Dienste geschenkt habe. So kam die Lilie in deren Familienwappen und ist bis heute Bestandteil des Wappens von Wilmersdorf .

Der Architekt unserer Kirche, August Menken, hat die neugotische Backsteinkirche als zentralisierten Vierungsbau entworfen. Der 70 Meter hohe Vierungsturm wird im Innern von vier mächtigen Säulen getragen. Das Hauptportal wurde zunächst provisorisch ausgeführt, da die Kirche eigentlich noch baulich verlängert werden sollte. Erst 1983/84 erhielt die Kirche ihr jetziges Hauptportal. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche schwer beschädigt. Nach dem Wiederaufbau konnte sie am 29. Juni 1947 wiedereröffnet werden. Renovierungen erfuhr unsere Kirche 1955, 1986 und 2010.

In der Mitte des Chorraumes steht der Altar. Am Tabernakel, der sich hinter dem Altar erhebt, ist die Weintraube das sprechende Symbol, während es am Altar das Brot ist. Das hängende Triumphkreuz beherrscht den Altarraum. Die Chorfenster zeigen das Glaubensbekenntnis der Kirche. Vorne links ist eine Kopie des Gnadenbildes von Mariazell, Österreich, zu finden.

Eine Reliquie des heiligen Ludwig IX. von Frankreich ist bei den Statuen des heiligen Josef und des heiligen Ludwig ausgestellt. Diese Reliquie wurde der Gemeinde von Kardinal Feltin, Paris, durch Vermittlung des französischen Stadtkommandanten von Berlin, General Lacomme, geschenkt. Die Statue „Christus in Ketten“ im rechten Seitenschiff stammt aus dem Frankenland und wird der frühen Gotik zugeschrieben. Sie ist ein Geschenk schwer geprüfter Eltern, die ihre beiden Söhne im Zweiten Weltkrieg verloren haben. Die Statue des heiligen Andreas im linken Seitenschiff ist spätbarock.

Unsere Orgel wurde zum Patronatsfest 1970 eingeweiht. Entworfen und gebaut hat sie die Firma Stockmann in Werl/Westfalen. Seit einer Erweiterung 1999 besitzt sie 46 Register, verteilt auf drei Manuale und Pedal. Seit der Generalüberholung 2016 ist das Instrument auch von einem transportablen MIDI-Spieltisch im Kirchenraum aus spielbar.